Das Kickers Fanprojekt und die Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule pflanzten am 28. Mai auf dem Schulgelände einen Baum zu Ehren von Julius Baumann, dem ehemaligen Schiedsrichter der Stuttgarter Kickers, der wegen seines jüdischen Glaubens 1933 aus dem Verein ausgeschlossen und 1942 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet wurde.
Mit dieser Baumpflanzung eröffnete die Cotta-Schule einen „Garten der Gerechten“, der nach dem Vorbild und unter Einbeziehung der italienischen Nonprofit-Organisation GARIWO (www.gariwo.net) angelegt wurde. Im Jahr 2003 hat GARIWO den ersten Garten der Gerechten auf dem Monte Stella in Mailand geschaffen, seither sind weltweit viele Städte diesem Beispiel gefolgt. Die Gärten der Gerechten ehren Persönlichkeiten, die sich selbstlos und unter Einsatz ihres Lebens eingesetzt haben, um ihre Mitmenschen vor politischer Verfolgung oder Ermordung zu retten.
Der Garten der Gerechten in der Cotta-Schule ist der erste seiner Art in Stuttgart. Julius Baumann wurde ausgewählt, weil sich sowohl das Kickers Fanprojekt als auch die Cotta-Schule in zunächst voneinander unabhängigen Projekten mit seiner Person beschäftigt haben und von seinem Schicksal, vor allem aber seiner menschlichen Größe beeindruckt und bewegt waren.
Das italienische Generalkonsulat hat die Idee zur Eröffnung eines „Garten der Gerechten“ an der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule von Beginn an unterstützt und begleitet. Generalkonsul Massimo Darchini war bei der Zeremonie anwesend.
Auch die Stuttgarter Kickers standen der Idee einer Baumpflanzung zu Ehren von Julius Baumann sofort sehr positiv gegenüber und waren am 28. Mai durch Prof. Dr. Rainer Lorz und Dr. Niko Kleinmann als Mitglieder des Präsidiums vertreten.
Als Ehrengast war Pip McCosh aus Neuseeland bei der Baumpflanzung dabei. Sie ist die Großnichte von Julius Baumann und war zu dieser Zeit auf Einladung der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen zusammen mit ihrem Mann Andrew in Stuttgart zu Besuch.
Im Rahmen eines Theaterprojekts unter der Leitung des Theaterpädagogen Manoel Tavares befassen sich die Schüler*innen dreier Klassen der Cotta-Schule mit dem Lebensweg von Julius Baumann. Neben der historischen Perspektive, setzen sich die Schüler*innen auch mit aktuellen Formen von Ausgrenzung und Abwertung auseinander. Baumanns Lebensweg ist dabei die Grundlage für ein selbstentwickeltes Theaterstück, aus dem eine szenische Darstellung im Rahmen der Gedenkveranstaltung aufgeführt wurde. Im Anschluss an die ca. 1-stündige Zeremonie tauschte sich Pip McCosh mit dem am Theaterprojekt beteiligten Schüler*innen der Cotta-Schule aus, ehe sie noch in den Räumlichkeiten des Fanprojekts den Nachmittag in lockerer Atmosphäre ausklingen ließ und sich mit den Projektteilnehmer*innen und Fanprojekt-Mitarbeiter*innen unterhielt.